Soziale Politik Deutschlands
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

150.000 Analphabeten in Mecklenburg-Vorpommern

Nach unten

150.000 Analphabeten in Mecklenburg-Vorpommern Empty 150.000 Analphabeten in Mecklenburg-Vorpommern

Beitrag von Admin Mo Jul 08, 2013 5:29 pm

150.000 Analphabeten in Mecklenburg-Vorpommern


Sie hätten die Brille vergessen oder zu Hause mehr Ruhe zum Ausfüllen eines Formulars – das sind häufige Ausreden von Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Volkshochschulen bieten Analphabeten Kurse an, die Bundesregierung hat eine Kampagne gestartet.

150.000 Analphabeten in Mecklenburg-Vorpommern Analph10

Schwerin/Neubrandenburg. Etwa 7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland können einer Studie der Universität Hamburg zufolge weder richtig lesen noch schreiben. "In Mecklenburg-Vorpommern sind rund 150 000 Männer und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren funktionale Analphabeten", sagte die Vorsitzende des Volkshochschulverbandes, Ines Schmidt, der Nachrichtenagentur dpa in Schwerin. Die Volkshochschulen machten rund 90 Prozent der Alphabetisierungs- Angebote. Viele Träger hielten sich zurück: "Geld ist damit nicht zu verdienen", sagte Schmidt. Die Gebühren seien äußerst gering.

Das Bundesbildungsministerium hat die Kampagne "Lesen & Schreiben - Mein Schlüssel zur Welt" gestartet, mit der es auf das Problem und auf Hilfsangebote aufmerksam macht. Am Dienstag wird in Neubrandenburg die multimediale Ausstellung der Kampagne eröffnet. Dazu ist eine Diskussionsrunde mit Bundesministerin Johanna Wanka (CDU) geplant.

Schmidt zufolge beherrschen mehr Männer (60 Prozent) als Frauen (40 Prozent) das Lesen und Schreiben nicht. Ältere zwischen 50 und 64 Jahren machten 33 Prozent der Analphabeten aus, die Jüngeren zwischen

18 und 29 Jahren 20 Prozent. "Meine Interpretation ist, dass man Lesen und Schreiben verlernen kann", sagte die Verbandschefin. Wer nach der Schule kein Buch mehr in die Hand nehme, dem gingen diese Fähigkeiten verloren. Von den funktionalen Analphabeten hätten nur 19 Prozent keinen Schulabschluss, aber ebenso viele die Mittlere Reife und 12 Prozent einen höheren Schulabschluss. Mehr als die Hälfte von ihnen (57 Prozent) sei berufstätig, 17 Prozent seien arbeitslos.

Die Menschen für Kurse wie "Besser lesen und schreiben" zu gewinnen, ist Schmidt zufolge schwierig. Arbeitsagenturen und Jobcenter, Ärzte, Sozial- und Jugendämter seien aufgefordert, Analphabeten zu erkennen und zum Lesen- und Schreibenlernen zu bewegen. Oft würden sich Betroffene schämen. Viele hätten Strategien entwickelt, mit ihrer Schwäche klarzukommen. So werde etwa die vergessene Lesebrille ins Spiel gebracht. Etwa 1000 Menschen würden pro Jahr einen Kurs beginnen, sagte Schmidt. "Das ist ein Bruchteil derer, die betroffen sind." Ein Jahr reiche nicht, um Lesen und Schreiben zu lernen.

Den Anstoß für einen Kurs gäben oft Umbruchsituationen im Leben - etwa wenn die Kinder in der Schule Hilfe brauchen, bei einer neuen Partnerschaft oder einem Berufswechsel. Bei anderen fehle der Antrieb. "Wer den Genuss, ein Buch zu lesen, nie kennengelernt hat, vermisst ihn nicht", gab Schmidt zu bedenken.

Admin
Admin

Anzahl der Beiträge : 338
Anmeldedatum : 27.06.13

https://igsozialstaat.forumieren.com

Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten