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Das Schlecker-Erbe: Lügen und leere Läden

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Beitrag von Admin Mo Jul 08, 2013 5:30 pm

Das Schlecker-Erbe: Lügen und leere Läden


In Deutschland sind auch eineinhalb Jahre nach der Megapleite die Schäden nicht beseitigt.

Melle hat den richtigen Weg noch nicht gefunden. Genauer: den richtigen Namen für den Weg. Früher führte die Anton-Schlecker-Straße in der niedersächsischen Kleinstadt zu einem Regionallager der größten Drogeriemarktkette Europas. Ihr Gründer hatte den Ehrerweis gefordert, als er hier für Arbeitsplätze sorgte. Die fielen nach seiner Pleite weg, so wie landesweit die Jobs von 23.500 meist weiblichen Mitarbeitern. Die Grünen im Stadtrat fordern deshalb voller Bitterkeit, den Namen auf „Schlecker-Frauen-Straße“ zu ändern. Die ansässigen Betriebe wehren sich, denn eine Adressänderung kostet viel Geld. Was können sie dafür, wenn ein sturer Schwabe sein Unternehmen in den Ruin treibt?


Auch eineinhalb Jahre nach der Insolvenz ist Deutschland damit beschäftigt, die Trümmer aufräumen. Die Politik hat, selten genug, nicht eingegriffen in das „Stirb und werde“ der Marktwirtschaft. Die Läden sperrten zu, die Mitarbeiter standen auf der Straße. Bis heuer Mitte März fand knapp die Hälfte der Schlecker-Frauen wieder eine Arbeit, fast 3000 meldeten sich aus sonstigen Gründen ab, etwa weil sie in Pension gingen. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, freut sich die Arbeitsmarktverwaltung. Für die Gewerkschaft aber sind die knapp 10.000, die nun von Hartz IV leben müssen, eine „absolut bittere Bilanz“.

Eindeutig ernüchternd ist das Fazit von der Immobilienfront: Von 5500 gemieteten Läden standen im Jänner noch 3700 leer. Schlecker hatte auf kleine, oft abgelegene Standorte gesetzt. Für die Konkurrenten DM, Rossmann und Müller sind die meisten nicht attraktiv genug. Dennoch verleiben sich die drei Ketten etwa 40 Prozent des Schlecker-Umsatzes ein. Der Rest verteilt sich breit auf Supermärkte, Diskonter und Parfümerien.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz müht sich indessen, den Restbestand an Immobilien und kargem Mobiliar zu Geld zu machen. Für etwas Glamour sorgte im Mai die Versteigerung von drei Luxusautos Anton Schleckers. Andere goldene Schäfchen brachte der persönlich haftende Kaufmann noch kurz vor der Pleite ins Trockene, indem er sie an Frau und Kinder übertrug. Lange wurde gestritten, im März kam der Vergleich: Schlecker zahlt zehn Mio. Euro an die Gläubiger, dafür darf er sein Logistikzentrum im österreichischen Pöchlarn und die Villa bei Ulm behalten. Dabei hat Tochter Meike, die vor der Pleite mit Bruder Lars als freundliches Antlitz von Schlecker in die Schlacht geschickt wurde, unter Tränen versichert: „Es ist nichts mehr da“ – was nun den Volkszorn schürt.

Mit noch einem Zahlungsunwilligen schlägt sich der Insolvenzverwalter herum: Rudolf Haberleitner. Der österreichische Investor hatte vollmundig bis zu 2500 deutsche Dayli-Filialen versprochen. Als er den Start immer wieder verschob, schwanden die Hoffnungen auf eine Schlecker-Nachfolge in großem Stil. Nun ist Haberleitner selbst insolvent – und mit den Kaufpreisraten für Schlecker Österreich im Rückstand. Von sieben Millionen, heißt es in der Branche, seien 4,6 Mio. offen. Auch nach dem Abriss des Schlecker-Imperiums bleiben seine Schatten lang.

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