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Riester-Rente droht zu scheitern

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Riester-Rente droht zu scheitern Empty Riester-Rente droht zu scheitern

Beitrag von Admin Do Jul 18, 2013 6:50 am

Riester-Rente droht zu scheitern


Riester-Rente droht zu scheitern Rieste10

Politiker und Wissenschaftler fordern eine Reform der privaten Altersvorsorge. Zum ersten Mal seit der Einführung geht die Zahl der staatlich geförderten Verträge zurück.

Der jahrelange Boom der Riester-Rente ist endgültig vorbei. Erstmals seit der Einführung der staatlichen geförderten Altersvorsorge im Jahr 2001 ist die Zahl der Riester-Verträge gesunken, weil es mehr Stornierungen als Neuabschlüsse gab. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums bestanden Ende März rund 15,65 Millionen Verträge und damit rund 27.000 weniger als noch Ende 2012. Als Konsequenz fordern Politiker und Wissenschaftler, die private Altersvorsorge zu reformieren.

Die Riester-Rente wurde eingeführt, um Abstriche bei der gesetzlichen Rente auszugleichen. Die Sparmöglichkeit erfreute sich dank Zulagen und Steuervorteilen wachsender Beliebtheit: Bis 2011 wurde eine Million oder mehr Vertragsabschlüsse jährlich gemeldet. Untersuchungen, die vielen Verträgen mangelnde Renditen und Intransparenz bescheinigten, führten dann aber zu einer Verunsicherung in der Bevölkerung. Die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten ließen die Renditen weiter schmelzen. Dadurch stieg die Zahl der Neuverträge immer langsamer, bis es jetzt zu der Trendumkehr gekommen ist. Eigentlich könnten mehr als 30 Millionen Menschen die Riester-Förderung nutzen.

„Es ist eine gewisse Marktsättigung eingetreten“, sagte ein Sprecher des Arbeitsministeriums zu der Entwicklung. Angesichts der Niedrigzinsphase sei es im Moment schwierig, „neue Gruppen“ für die Riester-Rente zu gewinnen. Die Zurückhaltung sei aber auch bei klassischen, nicht geförderten Lebensversicherungen zu erkennen. Interessanterweise hat das Ministerium die neue Statistik nicht wie üblich per Pressemitteilung bekanntgegeben, sondern nur unkommentiert auf die eigene Internetseite gestellt.

Der Negativ-Trend spiegelt sich auch in den ruhend gestellten Verträgen wider. Diese haben inzwischen einen Anteil von geschätzt 19,5 Prozent. Damit werden in fast jeden fünften Vertrag keine Beiträge und auch keine Zulagen mehr einbezahlt. Ende 2011 traf dies lediglich auf 15 Prozent der Verträge zu.

Die neue Statistik belebt die Debatte, ob die Riester-Rente nicht wie ursprünglich geplant verpflichtend werden soll. „Es war ein Fehler, dass bei der Rentenreform 2001 die Privatvorsorge nicht obligatorisch eingeführt wurde“, sagte der Rentenexperte Bert Rürup der Berliner Zeitung. Dadurch sei die Riester-Rente zu einem Produkt, geworden, „das verkauft werden muss und die Anbieter dazu anreizt, viele und zum Teil auch intransparente Produktvariationen zu entwickeln“. Für Rürup ist aber auch klar: „Eine verpflichtende Riester-Rente ist heute politisch nicht mehr durchsetzbar.“ Außerdem sei für viele Arbeitnehmer die gleichfalls geförderte betriebliche Altersversorgung attraktiver. „Denkbar ist aber – wenn die Tarifvertragsparteien mitspielen – jeden Arbeitnehmer entweder zum Abschluss einer Betriebsrente oder einer Privatrente zu verpflichten“, schlug er vor.

Rürup plädierte zudem dafür, den Höchstbetrag des geförderten Riestersparens anzupassen. Er liegt seit 2002 unverändert bei 2100 Euro pro Jahr. Er forderte zudem, die Transparenz der Riester-Produkte zu erhöhen. Zwar hatte die Regierung zuletzt beschlossen, eine Art Beipackzettel einzuführen und die Kosten beim Vertragswechsel zu deckeln. „Aber das reicht noch nicht“, konstatierte der Experte.

Für die Linkspartei zeigen die Zahlen: „Die Riester-Rente floppt.“ Viele Menschen mit geringem Einkommen könnten sich die private Vorsorge nicht mehr leisten, so der Rentenpolitiker Matthias Birkwald. Damit dies niemand merke, habe das Ministerium die Statistik „leise, still und heimlich“ ins Internet gestellt.

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Riester-Rente droht zu scheitern Empty Demografie-Leier - Rentenkürzung

Beitrag von Admin Do Jul 18, 2013 6:54 am

Demografie-Leier - Rentenkürzung, private Vorsorge, Rente mit 67 etc.

Ich kann diesen Scheiß nicht mehr hören! Nicht nur, dass er auf bewusster Verdummung beruht, nein seine Perfidität wird noch dadurch gesteigert, dass DIE Alten, gegen DIE Jungen ausgespielt werden. Mich kotzt nicht nur die Dämlichkeit an, wie man hier mit Pauschalisierungen, sei es bewusst oder unbewusst, Vorurteilen Vorschub leistet, nein auch diese perverse Grundeinstellung den Wettbewerb auch noch in jeden Lebensbereich hineintragen zu müssen ekelt mich an.

Zu den Fakten. Einen demografischen Wandel erleben wir seit über hundert Jahren. Dabei haben immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner finanziert und die durchschnittliche Arbeitszeit ist währenddessen sogar gesunken. Was war zu beobachten? Steigende Löhne sowie steigende Renten.

Oha! Wie kann das sein?! Rente mit 67, private Vorsorge, sinkende Renten alles unnötig?!

Die Antwort: im Grunde ja. Bisher war die demografische Entwicklung kein großes Problem. Das lässt sich leicht mit der gesteigerten Produktivität erklären. Also der Leistung, die ein Arbeitnehmer in einer bestimmten Zeiteinheit erbringen kann. Die nahm und nimmt, nicht zuletzt wegen des technologischen Fortschritts, kontinuierlich zu.

Die längste Zeit wurde dieser Produktivitätsvorteil anteilig an den Arbeitnehmer ausbezahlt. So war die oben geschilderte Entwicklung möglich. In den letzten Jahren kann man für Deutschland wohl bestenfalls noch von einer Lohnstagnation sprechen und hier liegt das eigentliche Problem. Denn vereinfacht lässt sich sagen: "Die Produktivität schlägt die Demografie, wenn die Umverteilung nicht die Löhne der Arbeitnehmer beschneidet".

"Warum wird diese simple Rechnung von all den Politikern bei ihren Prognosen ignoriert? Weil die Rechnung eines voraussetzt: Der Produktivitätsfortschritt müsste anteilig auch an die Arbeitenden ausbezahlt werden. Nur so könnte das Geld auch bei den Sozialversicherungen landen. Und das ist der Knackpunkt. Eine Teilnahme der Löhne am Produktivitätsfortschritt wird bewusst nicht mitgedacht."

Und so beende ich mit Stéphane Hessel

Empört Euch!

Produktivität schlägt Demografie
Was in der Rentendebatte bewusst verschleiert wird
Von Gerd Bosbach

Mit nackten Bevölkerungszahlen für die nächsten 50 Jahre wird Angst gemacht. Man leitet daraus ein sinkendes Rentenniveau ab und begründet die Notwendigkeit privater Rente. Doch die ständige Demografie-Leier hat einen Rechenfehler.

Riester-Rente droht zu scheitern Demogr10

a, natürlich: Wenn die Anzahl der Rentner wächst, muss das Rentenniveau sinken. Das weiß jeder. Aber warum wird es dann fast täglich neu betont? Möchte man uns damit die Zuschussrente, Solidarrente oder wie immer die Brosamen auch heißen mögen als große Leistung sozial denkender Politiker verkaufen? Oder will man uns mit der ständig wiederholten Demografie-Leier vom eigenständigen Denken abhalten?

Probieren wir das Denken trotzdem einmal. Wenn die These stimmen würde, dass eine wachsende Rentnerzahl ein sinkendes Rentenniveau erzwingt, hätte im letzten Jahrhundert die Rente massiv reduziert werden müssen. Der Anteil der Rentner hat sich nämlich mehr als verdreifacht: von unter fünf Prozent im Jahre 1900 auf über 17 Prozent im Jahre 2000. Nach der heutigen Denkweise ein Albtraum. Zusätzlich hat sich der Jugendanteil mehr als halbiert. Und die Rente? Sie ist in den 100 Jahren von fast gar nichts auf einen im Schnitt recht guten Standard im Jahr 2000 angewachsen. Und das geschah völlig ohne Entbehrungen bei den Arbeitnehmern. Deren Wohlstand ist ebenfalls massiv gewachsen - so massiv, dass wir Statistiker das gar nicht in Zahlen ausdrücken können. Zusätzlich konnten sogar die notwendigen Arbeitszeiten drastisch reduziert werden. Im letzten Jahrhundert war also die heute ständig geäußerte These vom sinkenden Rentenniveau bei wachsender Zahl Älterer absolut falsch.

Und nachdem wir einmal mit dem eigenständigen Denken begonnen haben, fällt uns auch direkt die Ursache dieser positiven Entwicklung auf: der Produktivitätsfortschritt. Genau der wird heute aber aus fast allen Überlegungen zu Rente und Demografie ausgeklammert. Stattdessen wird mit nackten Bevölkerungszahlen für die nächsten 50 Jahre Angst gemacht. Angeblich wissenschaftlich wird daraus ein sinkendes Rentenniveau hergeleitet und damit die Notwendigkeit privater Rente begründet, wie etwa das Riestern.

Soweit mit dem eigenen Denken gekommen, brauchen wir nur noch nachzurechnen: Beträgt der Produktivitätsfortschritt in den nächsten 50 Jahren durchschnittlich nur ein Prozent - und das ist eine sehr pessimistische Prognose für unsere Wettbewerbswirtschaft - so würden im Jahr 2060 in jeder Arbeitsstunde zwei Drittel mehr als heute hergestellt. Damit wäre ein Arbeitnehmer in der Lage, seinen Anteil für die gesetzliche Rente auf 20 Prozent zu verdoppeln und hätte trotzdem noch fast 50 Prozent mehr in der Tasche. Selbst ein absurd hoher Arbeitnehmer-Anteil von 30 Prozent für die Rente ließe ihm noch 28 Prozent mehr in seiner Tasche. Dazu käme dann noch der Arbeitgeberanteil, so dass die prognostizierte höhere Rentnerzahl sogar noch gut am Fortschritt teilnehmen könnte.

Warum wird diese simple Rechnung von all den Politikern bei ihren Prognosen ignoriert? Weil die Rechnung eines voraussetzt: Der Produktivitätsfortschritt müsste anteilig auch an die Arbeitenden ausbezahlt werden. Nur so könnte das Geld auch bei den Sozialversicherungen landen. Und das ist der Knackpunkt. Eine Teilnahme der Löhne am Produktivitätsfortschritt wird bewusst nicht mitgedacht.

Und so ist es kein Wunder, dass mehr Ältere zu Einbußen bei Löhnen und Renten führen. Aber das ist kein naturgegebenes Demografie-Gesetz - sondern eine gewollte Umverteilung zu Gunsten der Unternehmer, die den Gewinn des technischen Fortschritts komplett alleine einheimsen. Und darüber soll wohl nicht gesprochen werden. Deshalb die ständige Demografie-Leier.

Das glauben Sie nicht? Dann greifen Sie selbst zum Taschenrechner. Oder gucken noch einmal zurück ins letzte Jahrhundert, als der Produktivitätsfortschritt zum großen Teil auch ausbezahlt wurde. Das hat eine wahre Leistungsexplosion erzeugt: Der Wohlstand der Arbeitnehmer wuchs. Die verdreifachte Zahl von Rentnern wurde immer besser versorgt. Und trotzdem mussten die Arbeitnehmer immer weniger arbeiten.

Die Lehre daraus könnte so einfach sein: Die Produktivität schlägt die Demografie, wenn die Umverteilung nicht die Löhne der Arbeitnehmer beschneidet. Schade, dass die Rentenkürzer der meisten Parteien dieses Wissen völlig ignorieren.

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Gerd Bosbach, geboren 1953 in Euskirchen, hat nach dem Mathematik-Diplom im Bereich Statistik an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln promoviert. Heute erforscht er als Professor für Statistik, Mathematik und Empirie an der Fachhochschule Koblenz (Standort Remagen), wie Statistiken missbraucht werden. Er lehrt Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsstatistik sowie volkswirtschaftliche Aspekte der Gesundheitsfinanzierung. Gemeinsam mit dem Politologen Jens Jürgen Korff veröffentlichte Gerd Bosbach das Buch "Lügen mit Zahlen - Wie wir mit Statistiken manipuliert werden"

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