Jobcenter suchen Weg aus Sackgasse
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Jobcenter suchen Weg aus Sackgasse
Seit Jahren ohne Arbeit - Jobcenter suchen Weg aus Sackgasse
Die Jobchancen für Arbeitslose sind so gut wie lange nicht. Trotzdem findet oft keine Stelle, wer lange ohne Arbeit ist. Die Bundesagentur sucht nach Auswegen.
Es ist wie der Blick auf eine Nebelwand: Kein Experte mag sich im Moment so recht festlegen, wohin der deutsche Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten tendiert. Die Prognosen reichen von „Jobaufschwung zum Jahresende“ bis zu „krisenhafter Entwicklung“. Vieles deutet auf eine ganz unsensationelle Stagnation hin - daran scheint auch der kleine Schub nichts zu ändern, der im Juni auf dem Arbeitsmarkt spürbar war. Immerhin ist die Arbeitslosenzahl im Juni um 72.000 auf 2,895 Millionen gesunken - und damit so stark wie im Schnitt der vergangenen drei Boomjahre.
Wer seit Jahren vergebens auf einen Job wartet, hält die Diskussion wohl eher für akademisch. Wie viele Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, hatte erst unlängst Heinrich Alt deutlich gemacht, im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) für Hartz IV zuständig. In einem Gastbeitrag für die „Zeit“ erinnerte er daran, dass seit Einführung der Grundsicherung mehr als eine Million Menschen dauerhaft auf staatliche Leistungen angewiesen waren: „Rund 300.000 haben seit 2005 kein eigenes Erwerbseinkommen erzielt. Das deutsche Jobwunder hat ohne sie stattgefunden.“
Inzwischen zeigt sich auch die Bundesagentur über den „verhärteten Block schwer vermittelbarer Langzeitarbeitsloser“ alarmiert. In einem Strategiepapier bilanziert die BA-Führung: „Teilhabechancen sind zunehmend ungleich verteilt.“ Geringer Qualifizierte drohten den Anschluss zu verlieren. „In der Folge öffnet sich die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern auf dem Arbeitsmarkt weiter. Es besteht die Gefahr, dass sich diese Spaltung von Generation zu Generation verfestigt.“
Pilotprojekte sollen Abhilfe schaffen
Der Handlungsdruck in den Chefetagen der BA äußert sich derzeit in einer Reihe von Pilotprojekten, mit denen die Arbeitsagenturen neue Wege bei der Betreuung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen gehen wollen. Eines davon ist das Projekt mit dem etwas geschraubten Titel „Integration nachhalten (INA!)“. Seit 2011 im Jobcenter Fürth getestet, dann in Erfurt und Aachen erprobt, soll das INA-Projekt am 1. September auf zehn weitere Jobcenter ausgedehnt werde. Dies berichtet Markus Schmitz, der bei der Bundesagentur für die Entwicklung neuer arbeitsmarktpolitischer Instrumente zuständig ist.
Den Kern des Projekts beschreibt Schmitz wie folgt: „Wir wollen Arbeitslosen, die einen normalen Arbeitsplatz gefunden haben, dabei helfen, die Hürden während der Probezeit zu überwinden.“ Und davon gibt es nach seiner Erfahrung viele: „Sie müssen sich vorstellen, da kommt einer in den Betrieb und hat kein Geld, weil die Gehälter erst zum Monatsende ausgezahlt werden. Da macht es sich nicht besonders gut, wenn ein gerade vermittelter Arbeitsloser zu seinem neuen Chef geht und sagt: „Chef, kann ich nicht mal einen Vorschuss haben“.
In solchen Fällen könnten die Jobcenter mit einem Darlehen aushelfen, sagt Schmitz. Falls erforderlich, kümmerten sich die Vermittler auch um einen Kinderbetreuungsplatz und schalteten sich bei Problemen mit dem Chef ein.
Auch das Projekt „Neue Perspektiven in Betrieben“ verweist auf Neuland. Hatte die BA jahrzehntelang Langzeitarbeitslose in die beschützenden Bereiche von öffentlich finanzierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobs gesteckt, setzt sie nun auf die - so die Hoffnung - positive Wirkung einer Beschäftigung in einem ganz normalen Unternehmen.
Im September sollen die ersten 40 Langzeitarbeitslosen in Betrieben im Saarland und in Nordrhein-Westfalen an einen normalen Arbeitsalltag gewöhnt werden. Eingesetzt würden sie in Supermärkten, einem Golfrestaurant, als Helfer in Lackierereien und anderen Betrieben, schildert Schmitz. Dass sie dort überhaupt eine Chance bekämen, liege auch an den zunehmenden Probleme von Unternehmen, Mitarbeiter zu finden.
Die Jobchancen für Arbeitslose sind so gut wie lange nicht. Trotzdem findet oft keine Stelle, wer lange ohne Arbeit ist. Die Bundesagentur sucht nach Auswegen.
Es ist wie der Blick auf eine Nebelwand: Kein Experte mag sich im Moment so recht festlegen, wohin der deutsche Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten tendiert. Die Prognosen reichen von „Jobaufschwung zum Jahresende“ bis zu „krisenhafter Entwicklung“. Vieles deutet auf eine ganz unsensationelle Stagnation hin - daran scheint auch der kleine Schub nichts zu ändern, der im Juni auf dem Arbeitsmarkt spürbar war. Immerhin ist die Arbeitslosenzahl im Juni um 72.000 auf 2,895 Millionen gesunken - und damit so stark wie im Schnitt der vergangenen drei Boomjahre.
Wer seit Jahren vergebens auf einen Job wartet, hält die Diskussion wohl eher für akademisch. Wie viele Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, hatte erst unlängst Heinrich Alt deutlich gemacht, im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) für Hartz IV zuständig. In einem Gastbeitrag für die „Zeit“ erinnerte er daran, dass seit Einführung der Grundsicherung mehr als eine Million Menschen dauerhaft auf staatliche Leistungen angewiesen waren: „Rund 300.000 haben seit 2005 kein eigenes Erwerbseinkommen erzielt. Das deutsche Jobwunder hat ohne sie stattgefunden.“
Inzwischen zeigt sich auch die Bundesagentur über den „verhärteten Block schwer vermittelbarer Langzeitarbeitsloser“ alarmiert. In einem Strategiepapier bilanziert die BA-Führung: „Teilhabechancen sind zunehmend ungleich verteilt.“ Geringer Qualifizierte drohten den Anschluss zu verlieren. „In der Folge öffnet sich die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern auf dem Arbeitsmarkt weiter. Es besteht die Gefahr, dass sich diese Spaltung von Generation zu Generation verfestigt.“
Pilotprojekte sollen Abhilfe schaffen
Der Handlungsdruck in den Chefetagen der BA äußert sich derzeit in einer Reihe von Pilotprojekten, mit denen die Arbeitsagenturen neue Wege bei der Betreuung und Vermittlung von Langzeitarbeitslosen gehen wollen. Eines davon ist das Projekt mit dem etwas geschraubten Titel „Integration nachhalten (INA!)“. Seit 2011 im Jobcenter Fürth getestet, dann in Erfurt und Aachen erprobt, soll das INA-Projekt am 1. September auf zehn weitere Jobcenter ausgedehnt werde. Dies berichtet Markus Schmitz, der bei der Bundesagentur für die Entwicklung neuer arbeitsmarktpolitischer Instrumente zuständig ist.
Den Kern des Projekts beschreibt Schmitz wie folgt: „Wir wollen Arbeitslosen, die einen normalen Arbeitsplatz gefunden haben, dabei helfen, die Hürden während der Probezeit zu überwinden.“ Und davon gibt es nach seiner Erfahrung viele: „Sie müssen sich vorstellen, da kommt einer in den Betrieb und hat kein Geld, weil die Gehälter erst zum Monatsende ausgezahlt werden. Da macht es sich nicht besonders gut, wenn ein gerade vermittelter Arbeitsloser zu seinem neuen Chef geht und sagt: „Chef, kann ich nicht mal einen Vorschuss haben“.
In solchen Fällen könnten die Jobcenter mit einem Darlehen aushelfen, sagt Schmitz. Falls erforderlich, kümmerten sich die Vermittler auch um einen Kinderbetreuungsplatz und schalteten sich bei Problemen mit dem Chef ein.
Auch das Projekt „Neue Perspektiven in Betrieben“ verweist auf Neuland. Hatte die BA jahrzehntelang Langzeitarbeitslose in die beschützenden Bereiche von öffentlich finanzierten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobs gesteckt, setzt sie nun auf die - so die Hoffnung - positive Wirkung einer Beschäftigung in einem ganz normalen Unternehmen.
Im September sollen die ersten 40 Langzeitarbeitslosen in Betrieben im Saarland und in Nordrhein-Westfalen an einen normalen Arbeitsalltag gewöhnt werden. Eingesetzt würden sie in Supermärkten, einem Golfrestaurant, als Helfer in Lackierereien und anderen Betrieben, schildert Schmitz. Dass sie dort überhaupt eine Chance bekämen, liege auch an den zunehmenden Probleme von Unternehmen, Mitarbeiter zu finden.
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