Raus und vorbei
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Raus und vorbei
Diese vier Abgeordneten hören bald auf. Der erste bekämpfte Hartz IV, der zweite den Sittenverfall der Gesellschaft. Die dritte brachte die Kanzlerin in Bedrängnis, der vierte gleich die ganze Regierung. Was bleibt von ihrer Arbeit?
Es war ein sehr höflicher Aufstand – aber ein Aufstand war es, und Rita Pawelski war sein Gesicht. Offiziell ging es nur gegen das Betreuungsgeld und für eine Frauenquote in Unternehmen – in Wahrheit aber stand plötzlich das gesamte Projekt Merkel zur Debatte: Wie modern ist die CDU, wie autoritär ist sie, wer ist ihre Basis? Pawelski führte die Gruppe der Frauen, Merkels einzige echte Hausmacht in der Partei, bei diesem Kampf in einen Loyalitätskonflikt mit der Kanzlerin.
Seit Kohls Zeiten sind die beiden politische Duzfreundinnen, gerade weil sie schon zu Zeiten der Frauenministerin Merkel das Gleiche wollten. Es war Angela Merkel, die Pawelski gebeten hatte, die Gruppe der Frauen zu übernehmen – und dann das. "Ich kann nicht anders", haben sie sich jetzt gegenseitig immer wieder versichert – die Kanzlerin, weil sie bei der CSU und FDP im Wort stand, und die Abgeordnete Pawelski, weil ihr die Modernisierung der CDU-Familienpolitik zu einer Art Lebensaufgabe geworden ist.
Es gab Druck, Pawelski war ins Kanzleramt einbestellt worden. "Wer hätte gedacht", sagt die 64-jährige Kontoristin aus Hannover, "dass ich in meinem Alter noch einmal zur Rebellin werde?" Niemand jedenfalls, der ihre Fotowand aus 23 Jahren in der Politik gesehen hat: die Abgeordnete mit Helmut Kohl ("der Boss und seine Hannoveranerin"), die Abgeordnete als "Frau Oberleutnant zur See" oder mit Haarreif und blondem Pagenschnitt neben Volker Kauder beim Sommerfest. Aber gerade weil sie die bange Frage der Kanzlerin "Willst du mir schaden?" so rundheraus verneinen konnte, gerade weil sie als treue Parteisoldatin keine Intrige wollte und niemandes Sturz, gerade deshalb hat sie keine Angst gehabt. Höflich drohte Pawelski mit Merkels absolutem Horrorszenario: Ausgerechnet in der Frauenfrage mit der Opposition zu stimmen, gegen die erste Kanzlerin der Republik. Aber dann waren sie doch zu wenige. Pawelski und ihre Frauen knickten ein. Das Betreuungsgeld kommt. Die gesetzliche Frauenquote steht jetzt zwar im CDU-Programm. Aber für 2020.
Der entscheidenden Abstimmung ist sie ferngeblieben. Nicht, weil sie sich vor einem Canossagang drücken wollte, sondern weil sie just an diesem Tag von einer privaten Katastrophe heimgesucht worden war, die zum politischen Konflikt perfekt zu passen schien: Der Mann, für den sie auf eine weitere Bundestagskandidatur verzichtet, mit dem sie eine Eigentumswohnung gekauft, auf den sie ihre Hoffnungen für ein glückliches Altwerden gerichtet hatte, ließ sie sitzen für eine andere Frau. Der Schock steht ihr noch heute ins Gesicht geschrieben.
Gibt es einen konservativen Feminismus? Braucht man überhaupt einen? Oder macht man es wie beim Atomausstieg oder beim Mindestlohn und kopiert einfach, was Rot-Grün schon vorgelegt hat? Für Feminismus interessiert sich Rita Pawelski nicht. Wenn sie das Frauenbild der CDU erklärt, spricht sie vom Glück des Lebens mit einem Mann, mit einer Familie. Dafür, sagt sie, habe die SPD keinen rechten Begriff, die Grünen hätten ihn erst seit Neuestem. Das stimmt. Die CDU aber hat keinen Begriff vom Alleinsein.
Es war ein sehr höflicher Aufstand – aber ein Aufstand war es, und Rita Pawelski war sein Gesicht. Offiziell ging es nur gegen das Betreuungsgeld und für eine Frauenquote in Unternehmen – in Wahrheit aber stand plötzlich das gesamte Projekt Merkel zur Debatte: Wie modern ist die CDU, wie autoritär ist sie, wer ist ihre Basis? Pawelski führte die Gruppe der Frauen, Merkels einzige echte Hausmacht in der Partei, bei diesem Kampf in einen Loyalitätskonflikt mit der Kanzlerin.
Seit Kohls Zeiten sind die beiden politische Duzfreundinnen, gerade weil sie schon zu Zeiten der Frauenministerin Merkel das Gleiche wollten. Es war Angela Merkel, die Pawelski gebeten hatte, die Gruppe der Frauen zu übernehmen – und dann das. "Ich kann nicht anders", haben sie sich jetzt gegenseitig immer wieder versichert – die Kanzlerin, weil sie bei der CSU und FDP im Wort stand, und die Abgeordnete Pawelski, weil ihr die Modernisierung der CDU-Familienpolitik zu einer Art Lebensaufgabe geworden ist.
Es gab Druck, Pawelski war ins Kanzleramt einbestellt worden. "Wer hätte gedacht", sagt die 64-jährige Kontoristin aus Hannover, "dass ich in meinem Alter noch einmal zur Rebellin werde?" Niemand jedenfalls, der ihre Fotowand aus 23 Jahren in der Politik gesehen hat: die Abgeordnete mit Helmut Kohl ("der Boss und seine Hannoveranerin"), die Abgeordnete als "Frau Oberleutnant zur See" oder mit Haarreif und blondem Pagenschnitt neben Volker Kauder beim Sommerfest. Aber gerade weil sie die bange Frage der Kanzlerin "Willst du mir schaden?" so rundheraus verneinen konnte, gerade weil sie als treue Parteisoldatin keine Intrige wollte und niemandes Sturz, gerade deshalb hat sie keine Angst gehabt. Höflich drohte Pawelski mit Merkels absolutem Horrorszenario: Ausgerechnet in der Frauenfrage mit der Opposition zu stimmen, gegen die erste Kanzlerin der Republik. Aber dann waren sie doch zu wenige. Pawelski und ihre Frauen knickten ein. Das Betreuungsgeld kommt. Die gesetzliche Frauenquote steht jetzt zwar im CDU-Programm. Aber für 2020.
Der entscheidenden Abstimmung ist sie ferngeblieben. Nicht, weil sie sich vor einem Canossagang drücken wollte, sondern weil sie just an diesem Tag von einer privaten Katastrophe heimgesucht worden war, die zum politischen Konflikt perfekt zu passen schien: Der Mann, für den sie auf eine weitere Bundestagskandidatur verzichtet, mit dem sie eine Eigentumswohnung gekauft, auf den sie ihre Hoffnungen für ein glückliches Altwerden gerichtet hatte, ließ sie sitzen für eine andere Frau. Der Schock steht ihr noch heute ins Gesicht geschrieben.
Gibt es einen konservativen Feminismus? Braucht man überhaupt einen? Oder macht man es wie beim Atomausstieg oder beim Mindestlohn und kopiert einfach, was Rot-Grün schon vorgelegt hat? Für Feminismus interessiert sich Rita Pawelski nicht. Wenn sie das Frauenbild der CDU erklärt, spricht sie vom Glück des Lebens mit einem Mann, mit einer Familie. Dafür, sagt sie, habe die SPD keinen rechten Begriff, die Grünen hätten ihn erst seit Neuestem. Das stimmt. Die CDU aber hat keinen Begriff vom Alleinsein.
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