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Hartz IV - Wenn die Seele stirbt

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Beitrag von Admin Mi Jul 03, 2013 10:14 pm

Hartz IV - Wenn die Seele stirbt


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Hat die Erwerbslosigkeit und das Leben unter Hartz
IV Auswirkungen auf das physische und psychische Wohlbefinden der Betroffenen ?
Vermutlich gibt es darüber verschiedene Auffassungen, bei den Betroffenen aber ist die
Meinung einhellig ja.

Nach dem Arbeitsplatzverlust kam für die meisten sicher erst einmal der Fall ins Ungewisse.
Bekomme ich wieder eine Arbeit? Wie lange werde ich arbeitslos sein? Werde ich meine
Lebensstandart halten können? Werde ich jetzt arm werden? Wie wird es weitergehen? Die
Angst vor der Arbeitslosigkeit treibt die meisten schon vor dem Eintritt der Arbeitslosigkeit
herum. Angst ist der Indikator unserer Zeit. Bei den Meisten, beginnt die Angst mit dem
täglichen Gang zum Briefkasten. Wieder ein Brief von Job-Center oder Rechnungen die man
gar nicht mehr bezahlen kann? Aus dieser Angst heraus hat es besonders zu Beginn der Hartz-
Gesetze eine Vielzahl von Suizidhandlungen gegeben, die die Öffentlichkeit bestürzten. Dass
man im Laufe der letzten fünf Jahre, in denen nun Hartz IV seine Wirkung entfaltet hat, kaum
noch etwas von Suizidhandlungen hört, mag einerseits daran liegen, dass sich viele an dies
Lebensform gewöhnt haben, der große Schreck vor der Veränderung verloren ging.
Zufriedenheit findet heute auf einem wesentlich niedrigen, unnötig heruntergewirtschafteten
Niveau satt. Andererseits heißt es aber nicht, nur weil nichts mehr davon zu hören ist, es diese
Suizidalhandlungen nicht mehr geben muss. Mit Sicherheit passen sie nicht in das so pfleglich
behandelte Bild, dass die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe der ganz große
Wurf in der Sozialgesetzgebung der letzten Jahre gewesen sei. Zudem würden solche
Meldungen in der Gesellschaft den einen oder anderen doch zum Nachdenken veranlassen,
und der wäre dann ja nicht so leicht zu manipulieren.
Mit dem Eintritt in die Arbeitslosigkeit verbinden die meisten erst einmal noch die Hoffnung,
baldmöglichst wieder eine Arbeit zu bekommen. Die älteren Arbeitnehmer sind, wenn sie
realistisch sind, da schon vernünftiger und machen sich keine großen Illusionen mehr.
Spätestens aber nach einem Jahr in der Erwerbslosigkeit erkennen die Betroffenen, dass für sie
der Zug der Erwerbstätigkeit abgefahren ist. Sie sind an der Endstation angekommen. Am
Abstellgleis. Sie erleben die täglichen Enttäuschungen dauernder Absagen, die oftmals
schikanösen Behandlungen in den Job-Centern, den Ärger dauernd falscher Bescheide und
erkennen, meist unbewusst, dass sie überhaupt nicht arbeitslos sind, sondern erwerbslos.
Arbeit mit Behörden und Bescheiden haben sie meist mehr als vor ihrer Erwerbslosigkeit. Nur
bezahlt werden sie dafür nicht. Was ihnen fehlt, ist die bezahlte Erwerbsarbeit, die ihnen auch
das Überleben sichert.
Aber was macht es mit ihnen? Zeit im Überfluss, mit der sie aber wegen der wirtschaftlichen
starken Einschränkungen nichts anfangen können. Für die meisten ging das Gerüst Struktur
verloren. Während der Erwerbsarbeit war der Tagesablauf durchstrukturiert. Morgens
aufstehen, Frühstücken, zur Arbeit gehen, Mittagspause, Feierabend..., Tag für Tag, Woche für
Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr mit Ausnahme der Wochenenden und des Urlaubs
dasselbe Ritual. Man hatte sich daran gewöhnt. Alles hatte seinen festen Gang, hatte seine
Ordnung. Was erkennen wir daran? Dass eine gewisse Ordnung, eine Struktur im Leben sehr
wichtig ist. Aber wie können wir lernen, uns diese Struktur im Erwerbslosenleben selbst zu
geben? Uns selbst ein Gerüst zu geben, ist auch mit einem Höchstmaß an Disziplin verbunden.
Diese müssen wir aber ganz neu erlernen. Ein Leben in der Erwerbslosigkeit und speziell in
Hartz IV erfordert schon ein hohes Maß an Charakterstärke, um nicht unter zu gehen und sich
nicht selbst gehen zu lassen. Diese Charakterstärke besitzen anfänglich nur die wenigsten und
muss häufig ganz neu erlernt werden.
Erwerbsarbeit heißt zu der Gesellschaft zu gehören, anerkannt werden, sich etwas leisten
können, Teilhabe an der Gesellschaft. Ihr durch die Erwerbslosigkeit und ein Jahr später durch
Hartz IV nicht mehr anzugehören, empfinden viele als Schmach.
„Denn nichts lähmt und schwächt derart wie die Schmach. Sie gräbt an der Wurzel an und
untergräbt jede Tatkraft. Sie degradiert Menschen zu beliebig beeinflussbaren Objekten und
reduziert alle, die unter ihr leiden, zu wehrlosen Beute. Daher der Reiz der Mächtigen, sich ihrer
zu bedienen und sie zu verbreiten. Die Schmach erlaubt es, Gesetze aufzustellen, ohne auf
Gegner zu stoßen, und sie dann zu übertreten, ohne Protest befürchten zu müssen. Die
Schmach führt in eine ausweglose Situation, sie verhindert jeglichen Widerstand. Die Scham
sollte an der Börse gehandelt werden, sie ist ein wichtiger Grundstoff des Profits“.
Dieses Zitat stammt aus dem preisgekrönten Werk „Terror der Ökonomie“ von Viviane
Forrester, das sie bereits 1996, also zu einer Zeit als es noch kein Hartz IV gab, geschrieben
hat. Heute ist es aktueller denn je.
Bei Vielen, die als Langzeitarbeitslose gelten, hat diese lange Zeit der Erwerbslosigkeit
deutliche Spuren hinterlassen. Entstruckturierter Tagesablauf, Lustlosigkeit, latente bis sichtbare
Depressionen, Hoffnungslosigkeit, Kraftlosigkeit, der schleichende Verlust von Lebensfreude
und die eben beschriebene Schmach, oder Scham hat die Verhaltensweisen der Betroffenen
nachhaltig negativ verändert. In wieweit psychosomatische Auswirkungen der Betroffenen auf
das alltägliche Leben einwirken, scheint bis dato noch nicht erfasst. Überhaupt ist es die
Langzeitwirkung der Erwerbslosigkeit, mit der bewusst jeder Stolz, jedes Selbstbewusstsein,
jedes Selbstwertgefühl, jede Handlungsaktivität zerstört wird. Die Schikanen der Job-Center als
Instrument der Unterstützung, die Wünsche und Machtinstinkte der Industrie und Wirtschaft in
praktischer Weise umzusetzen, fördern diese Entwicklung zum gebrochenen Menschen
geradezu. Medienhetze und Politikerschelte, ganz gezielt und zeitlich punktiert immer wieder
eingesetzt, fördern ein Feindbild in der Gesellschaft, gegen das sich die Betroffenen durch ihre
geschwächte Position und erniedrigte psychische Situation kaum noch wehren können.
Langzeitarbeitslose werden als die Sozialschmarotzer unserer Gesellschaft geächtet.
Menschen die jahrelang, oft Jahrzehnte lang gearbeitet haben, ihre Beiträge zur
Sozialversicherung bezahlt haben, wurden durch den Prozess der skrupellosen,
entsolidarisierten Profitgier Ihrer Arbeitgeber, der Industrie und Wirtschaft ihrer Arbeit und ihres
Lebensinhaltes beraubt. Sie müssen sich für den Erhalt staatlicher Transferleistungen, die sie
unter normalen Umständen überhaupt nicht nötig hätten, öffentlich verunglimpfen, beschimpfen
und vorführen lassen. Das Mittel der gesellschaftlichen Entsolidarisierung, betrieben durch z.B.
Deutschlands größte Tageszeitung, die überall, derzeit für 0,60€, zu erwerben ist, als Teil eines
Medienkonglomerat des Axel Springer-Verlags und der Bertelsmanngruppe im Verbund mit
SAT1, PRO7 und RTL und immer wiederkehrenden Äußerungen von Selbstdarsteller unserer
Republik, welche größtenteils Mitglieder der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (gemeint
ist natürlich weniger soziale Marktwirtschaft) sind, klappt in Deutschland auffallend gut. Egal ob
Medienhetze, Politikerschelte, Sarrazins Ernährungstipps für ausgewogene Mahlzeiten, oder
die Studien zweier Chemnitzer Professoren, es wird keine Möglichkeit ausgelassen,
Erwerbslose und Hartz IV-Empfänger öffentlich zu denunzieren wo es nur geht. Deutschland hat
aus seiner Geschichte überhaupt nichts gelernt. Nur heute geschieht das alles wesentlich subtiler.

Bei den meisten Hartz IV-Empfängern hat die Langzeitarbeitslosigkeit die gravierendsten
Spuren hinterlassen. Von der anfänglich erwähnten Strukturlosigkeit, beklagen die meisten
auch den schleichenden Verlust der Lebensfreude, Energie, Begeisterungsfähigkeit und
Interessen an Dingen, die ihnen früher Freude machten. Dies resultiert vorwiegend aus dem
Druck andauernder materieller Zwangsenthaltsamkeit, der systematischen Auszehrung, sich
ganz normale Dinge nicht mehr leisten zu können. Hobbys die vor der Erwerbslosigkeit gepflegt
werden konnten, mussten danach aufgegeben werden. Also Dinge die einem Freude bereitet
haben, an denen man Interesse hatte, die einen Ausgleich zum beruflichen Alltag schafften und
die neue Kontakte zu Menschen mit selben Interessen schaffte, ging verloren. Austritte aus
Vereinen, Sport, Kultur und anderen Interessengebieten waren und sind die Folge. Die soziale
Isolation, die Tatsache nicht über die Dinge sprechen zu können, die einen bedrücken, die
langanhaltende Zwangsverzicht, die emotionelle und materielle Armut, die Schmach Scham und
Angst sich öffentlich zu der eigenen, oftmals unverschuldeten Situation öffentlich zu bekennen,
macht das Leben für Viele zur Qual. Die Beschwerden und Entwicklungen sind bei den
verschiedenen Bedarfsgemeinschaftstypen oftmals ähnlich und doch auch wieder verschieden.
Hauptsächlich unterscheidet man zwischen Familien, Mehrpersonenbedarfsgemeinschaften,
Singlehaushalten, Jugendlichen und Kindern. Am gravierendsten sind die Entwicklungen jedoch
bei Familien, Singlehaushalten und Jugendlichen. Aber auch zwischen Männer und Frauen gibt
es deutliche Unterschiede, wie ihnen ihr Hartz IV-Dasein zu schaffen macht. Ebenfalls gib es
Erhebungen zwischen Erwerbstätigen und Erwerbslosen über die Häufigkeit und Art der
Beeinträchtigungen. Besonders oft wird berichtet, dass der Bewerbungsdruck, die Abhängigkeit
von Arbeitsamt und Job-Center, die Fülle von Sanktionen, die Laune der Fallmanager, der durch
Hartz IV ausgeübte Zwang zur Arbeit, welcher in der Regel jedoch nie eine Festanstellung
bringt, die andauernde Gängelung, die Entmündigung, die Zwangserziehung, die
Entdemokratisierung, also der reine Gehorsam, am meisten auf die Seele und das Gemüt
schlagen. Von vielen ehemaligen Hartz IV-Empfängern hört man, wenn sie aus den Mühlen
dieses Systems gefallen sind, sei es durch Arbeitsaufnahme, oder Frühverrentung, dass eine
unheimliche Last von ihnen gefallen wäre, sie eine unglaubliche Erleichterung spüren würden.
Diese Aussage alleine verdeutlicht wohl am besten, wie sehr Hartz IV die Menschen demütigt
und bedrückt, ihnen jede Lebensfreude, Hoffnung, und Würde nimmt.
Die hauptsächlichen Unterschiede zwischen Familien, Singles und Kinder/ Jugendlichen liegen
in folgenden Punkten :
Probleme in Familien:
Familiärer Zusammenhalt zerbricht, Zwischenmenschliche Beziehungen leiden unter der
Situation, Man redet nicht mehr miteinander, Überforderung der täglichen Dinge, Ungeduld,
Gereiztheit, emotionale Verwahrlosung, finanzielle Sorgen nehmen überhand, Sorgen um das
tägliche warme Essen, reicht es für alle, reicht es bis zum Monatsende ? Eltern mit eigenen
Problemen überfordert, jeder lebt für sich, Kinder werden zu Last, keine Erholung, Urlaub mehr,
keine Privatsphäre mehr, Aggressionen gegen Familienmitglieder untereinander, Geld für
Schulsachen, Essensgeld, Ausflüge, usw. fehlt. Das soziale Gerüst innerhalb der Familie
zerfällt.
Ausnahmen gibt es, aber wenige halten dem Dauerdruck stand
Probleme bei Singles - Frauen und Männern:
Verstärkte Existenzängste, Tendenz zur Vereinsamung, Sozialer Rückzug, Trauer, Tendenz zu
depressiven Verstimmungen, Sucht nach Geborgenheit, Wärme, menschliche Nähe, Verstärkter
Wunsch nach kommunikativem Austausch, Geselligkeit, Partnersuche sehr erschwert,
besonders für Männer außerhalb Hartz-IV Bereich fast unmöglich, anfälliger für psychische
Erkrankungen durch Isolationsempfinden, Oftmals Tendenzen zu psychischen Erkrankungen
wie Derealisation, Depersonalisation, schizoidem Verhalten, Herabsetzung der Psychognomie,
(Erlebnisqualität) Herabsetzung der Viliganz,(Grad der sinnlichen und geistigen Reizbarkeit) ,
Veränderung der Verhaltensweisen hin zu latent infantilem Benehmen als Ausdruck der Sucht
nach gewollt werden, Geborgenheit, in den Arm genommen werden, Anerkennung,
Aufmerksamkeit, beschützt werden wollen, Liebe erfahren,

Probleme bei Jugendlichen:
Verstärkte Abkehr von den Eltern, innerer Rückzug, emotionale Verwahrlosung durch sich
selbst überlassen sein, niedrigere Frustrationstoleranz, verstärkter Hang zur Gewalt und
Kriminalität, Verstärkte Tendenz zum Jugendalkoholismus, Abzocken, klauen, erpressen, saufen
gelten als „übel geil“. Suche nach Anerkennung bei Gleichaltrigen, immer mehr verstärkte
Kinder- und Jugendarmut, Ausgegrenztheit, Schulangst, nicht mehr erreichen eines
Schulabschlusses als Zeichen der Hoffnungslosigkeit, daraus folgt keine Ausbildung oder
Studium, In Schulen wird das Ausfüllen von Hartz V-Anträgen geübt, was für eine pädagogisch
wertvolle Arbeit ? Perspektivlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeitsgefühle,
Leistungsverweigerung, Depressionen, Psychische Probleme in der Adoleszenz, auffallende
Häufung von Empfehlungen für Einweisung in die Jugendpsychiatrie, Bei den
Mehrpersonenbedarfsgemeinschaften (also z.B. Wohngemeinschaften) sind die Probleme
durch die Ausgewogenheiten und Vielfalt der Mitbewohner aufgeteilt in Geschlecht, Nationalität
und Alter oftmals am besten zu meistern, da hier keine direkte persönliche Verpflichtung
besteht, dem andern zu helfen. Die Möglichkeit, es ohne moralischen Druck trotzdem tun zu
können, erleichtert die Lösung von Konflikten und Problemen enorm und die Freiwilligkeit der
Hilfe bringt oft erträgliche Lösungen für die Hilfesuchenden. Das Gefühl, da ist jemand, mit dem
ich reden kann, nicht alleine zu sein, Geborgenheit in einer Gemeinschaft zu erleben macht
stark und solidarisiert. Hiervon können Singles in ihrem täglichen einsamen Leben zu Hause
nur träumen, wenn sie nicht gelernt haben mit dieser Situation umzugehen und sich nicht zu
organisieren.

Beschwerden Erwerbstätige:

Umfrage: von 226 Erwerbstätigen 19% demoralisiert

Keine entstrukturierte Zeitgestaltung

9% trinken regelmäßig Alkohol

In 1000 Versicherungsjahren:

116 Krankheitstage wegen psychiatrischen Erkrankungen

12% stationäre Leistungstage im Kalenderjahr

Risiko früher zu versterben: 09%
Beschwerden Erwerbslose

Umfrage: von 226 Erwerbslosen 43% demoralisiert

48% Zeitgestaltung entstrukturiert

46,8% trinken täglich Alkohol

In 1000 Versicherungsjahren: 876 Krankheitstage wegen psychiatrischer Erkrankungen

36% stationäre Leistungstage im Kalenderjahr

Risiko früher zu versterben: 47%
Beschwerden Frauen, erwerbslos

Psychiatrische Erkrankungen: 12%

am häufigsten wegen Entbindungen, 57% deutlich mehr als bei erwerbstätigen Frauen:
14%

Alkoholabhängigkeit bei erwerbslosen Frauen: 14%

Bei erwerbstätigen Frauen: 03%,

36% stationäre Leistungstage im Kalenderjahr
Beschwerden Männer, erwerbslos

Psychiatrische Erkrankungen: 41%

Erkrankung wegen Alkohol, Medikamenten- und Drogenkonsum, Alkoholpsychosen,
Leberschäden, Psychosen, Neurosen,

17% stationäre Leistungstage im Kalenderjahr

Zusammenfassend kann man sagen:
Hartz IV ist Tötung durch Armut. Das mag sich zunächst brutal anhören, ist aber eine Tatsache.
Alleine dass die wahrscheinliche Sterberate bei Erwerbslosen und Armen um ein vielfaches
höher ist, als bei Arbeitenden und Normalverdienern, belegt diese Aussage.
Es ist oftmals ein langsames, leises Sterben. Es beginnt mit dem Verlust jeglicher
Lebensfreude, Begeisterungsfähigkeit, Empfindungen, Interesse an Dingen, die eigentlich
reizvoll wären, Es mündet oft in Desinteresse, Teilnahmslosigkeit, Lustlosigkeit, Trägheit,
Depression, Kraft- und Energielosigkeit und steigert sich ,oft selbst unbemerkt, in
unregelmäßiger Nahrungsaufnahme mit einem Essen, dem es an jeglichen gesunden
Nährstoffen fehlt. Gesunde Ernährung ( Obst, Gemüse, Fisch u. v. m.) ist auf Grund
mangelnder ökonomischer Verhältnisse gar nicht möglich. Erkrankungen kommen oft auch
durch mangelnde ärztliche Vorsorge, weil oftmals nicht mal mehr die 10.-€ Praxisgebühr
aufgebracht werden können. So wird Vieles schleifen gelassen, bis es oftmals zu ernsthaften
gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt. Zahnersatz kann schon gar nicht mehr garantiert
werden. Mit mangelhaftem und von Zahnlücken übersätem Gebiss kann keine dauerhafte
gesunde Ernährung mehr erfolgen. Wenn nicht der Freitod gewählt wird, so sorgen schon der
Verzehr von billigem Fraß für ein verfrühtes Ableben. Kummer, Sorgen, Gram und Angst sorgen
für das Übrige.
Durch den Bezug der Hartz IV-Leistung fühlen sich die meisten ausgegliedert aus einem
System, das ihnen Sicherheit, Geborgenheit und auch ein Stück Heimat gab. Durch die
gesellschaftliche Ausgrenzung, durch öffentlich propagandierte Ächtung, durch Armut bis zum
Lebensende, durch die Abschiebung in eine Parallelgesellschaft hat für die meisten der Begriff
der Geborgenheit und Heimat seine Bedeutung verloren. Sie sind Heimatlose im eigenen Land,
in dem sie durch ein Armutsgesetz gefangengehalten werden. Welcher Hartz IV-Empfänger wird
sich einmal wieder einen Urlaub leisten können, wird er jemals noch einmal in seinem Leben
das Meer sehen, die Alpen besteigen können, wann wird er wieder einmal Paris, London oder
San Fransisco sehen ? Und wie ist das eigentlich mit Weihnachten ? Die Sorgen der Familien
mit den Eltern, die ihren Kindern aber auch jeden Wunsch abschlagen müssen, gar nicht zu
vergessen. Der immer gleiche Trott, nie eine Abwechslung, nie einmal etwas schönes erleben,
kein Ausflug, kein Biergarten, kein Kino, kein Theater oder Musical, kein Auto, keine
uneingeschränkte Beweglichkeit , womit haben Hartz IV-Bezieher das alles eigentlich verdient?
Neue zwischenmenschliche Kontakte sind für Hartz IV-Empfänger außerhalb ihres Kreises
kaum noch möglich. Sie können finanziell nirgends mithalten, ein Hartz IV-Mann kann eine
Frau, falls sie sich überhaupt mit ihm abgibt, kaum zum abendlichen Essen in ein schönes
Lokal einladen. Von anderen Dingen ganz zu schweigen. In einer von Konsum orientierten Welt,
kann ein Hartz IV-Empfänger überhaupt nicht mehr bestehen. Er muss mit den selben Regeln
leben, muss den selben Wettkampf bestreiten und wird doch an seinem Fortkommen so brutal
gehindert. Vermittlungen durch Job-Center finden überhaupt nicht statt, und findet mal ein Hartz
IV-Empfänger eine der seltenen Chancen eine feste Arbeit ohne Abhängigkeit von staatlichen
Transferleistungen zu bekommen, werden ihm mit allen Mittel vom Job-Center Steine in den
Weg gelegt. Job-Center sind in Deutschland nichts anderes als Job-Verhinderungscenter und
Handlanger der Industrie – und Wirtschaft. Das einhalten von Gesetzen und Regeln ist nicht ihr
Ding. Und da fragt sich noch einer, was das mit den Betroffenen macht?
Sind die Hartz IV-Empfänger nicht die wirklichen Leistungsträger dieser Gesellschaft? Sie
ermöglichen durch ihren Zwangsverzicht einer Gesellschaft, die sie verstößt und an ihnen
verdient, doch erst, dass sie diese Leistungen und Gewinne erbringen können. Hartz IV-
Empfänger sind nicht die Wunschkinder dieser Gesellschaft, und so werden sie auch behandelt,
wie ungewollte, ungeliebte Kinder.

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